Kyoto, 22.10.2009

An einem sonnigen Morgen entschließe ich mich, den Vorschlägen meines Reiseveranstalters zu folgen und Ausflüge nach Nara und Uji zu unternehmen. Zunächst gehe ich zu Fuß zum Hauptbahnhof von Kyoto und besteige dort einen "Rapid" nach Nara, das etwa 50 Kilometer südlich von Kyoto liegt. Ein Schnellzug ist es nicht gerade, aber er hält zumindest nicht an jedem Bahnhof. Nach 50 Minuten Fahrt komme ich an.

Die Hauptsehenswürdigkeiten sind einfach zu finden, man muss vom Bahnhof aus nur Richtung Osten gehen. Nach nicht ganz zwei Kilometern erreiche ich den Tempel Kofuku-ji, dessen große Gebäude teilweise aus dem 15. Jahrhundert stammen. Gegründet wurde er bereits im siebenten Jahrhundert. Nicht weit von dem schönen alten Tempel entfernt steht ein rotes Torii, das den Eingang zum Nara-Park kennzeichnet. Er beherbergt über 1000 zahme Hirsche und in ihm befinden sich fast alle Tempel und Schreine der Stadt. Ich besichtige die meisten von ihnen, die bedeutendsten, die ich sehe, sind der buddhistische Tempel Todai-ji, in dessen Haupthalle eine 16 Meter hohe Buddhastatue aus Bronze steht, und der shintoistische Kasuga-Schrein, der von etwa 3000 Laternen aus Stein oder Bronze umgeben ist. Beides sind sehr weihevolle Stätten, und wenn ich die unzähligen Schulklassen, die sich hier auf ihrem Ausflug befinden, aus meinem Bewusstsein ausblende, bin ich fast alleine hier.

Im Kofuku-ji Zahmer Hirsch im Nara-Park Im Todai-ji
Im Todai-ji Im Todai-ji Im Todai-ji
Kasuga-Schrein Kasuga-Schrein

Oben links: Im Kofuku-ji. Oben mitte: Zahmer Hirsch im Nara-Park. Oben rechts, mittlere Reihe: Zahme Schulklassen im Todai-ji. Unten: Im Kasuga-Schrein.

Nicht nur viele Tempel und Schreine befinden sich in dem riesigen, teilweise dicht bewaldeten Park, sondern auch ein botanischer Garten, mehrere Teiche und ein Museum. Man kann sich hier durchaus einige Stunden aufhalten. Am frühen Nachmittag breche ich meinen Aufenthalt ab, gehe wieder zum Bahnhof zurück und steige dort in einen Bummelzug Richtung Kyoto, der wirklich in jedem Dorf hält. In Uji, etwa 20 Kilometer südlich von Kyoto, steige ich aus. Die Beschilderung in der kleinen Stadt ist sehr gut, ich habe demzufolge keinerlei Schwierigkeiten, die Hauptattraktion des Ortes zu finden, die etwa einen Kilometer vom Bahnhof entfernt liegt: Den Byodo-in, einen Tempel aus dem 11.Jahrhundert. Die riesige Phönix-Halle, in der eine Amitabha-Buddhastatue und 26 auf Wolken schwebende Bodhisattvas zu sehen sind (26 weitere sind in einem Museum innerhalb der Anlage zu sehen) ist noch das Originalgebäude. Mehrere Bilder des altehrwürdigen Holzbaues trage ich in meiner Hosentasche herum, nämlich auf der Rückseite jeder kupfernen 10-Yen-Münze, die ich dabei habe. Damit die Bausubstanz erhalten bleibt, werden die Besucher gruppenweise in limitierter Zeit durch die Halle geführt. Da nur einige Schulklassen anwesend sind, klappt die Organisation wie am Schnürchen.

Phönix-Halle im Byodo-in Phönix-Halle im Byodo-in Strassenszene in Uji

Links und mitte: Phönix-Halle im Byodo-in. Rechts: Strassenszene in Uji.

Nach der Reise in die Geschichte begebe ich mich wieder zurück zum Bahnhof, vorbei an sehr vielen Teegeschäften. Uji ist berühmt für seinen grünen Tee. Ich habe mehr Glück mit dem Zug als in Nara. Ein "Rapid" bringt mich relativ schnell wieder zurück zum Hauptbahnhof von Kyoto. Von dort aus gehe ich die nicht ganz zwei Kilometer zu meinem Hotel und lege dort eine längere Pause bis zum Abendessen ein.

Kurz nach 18:00 Uhr mache ich mich auf die Suche nach einem Restaurant, das mir zusagt. Ich finde in der Nähe der Sanjo-dori ein Lokal, das große Portionen Tonkatsu anbietet. Das ist paniertes Schweinefleisch mit dünn geraspeltem, rohem Kohl. Dazu bekomme ich Sojasauce, Miso zum Dippen, ganz feinen, schaumigen weißen Rettich, eine Miso-Suppe mit kleinen Muscheln als Einlage, Reis, etwas eingelegtes Gemüse und eine Kanne grünen Tee. Das schmeckt gut, macht satt und kostet 1630 Yen.

Nach dem Essen spaziere ich durch den Elektronik-Markt in der Teramachi-dori. Die Preise für Computer-Teile sind etwa mit unseren vergleichbar. In der Nähe meines Hotels finde ich schließlich einen Supermarkt, in dem ich zwei Asahi-Bier erstehe, bevor ich für heute endgültig auf mein Zimmer gehe.