Bagan, 13.11.2012

Sammelnde Mönche

Sammelnde Mönche. Dies ist am Morgen ein allgegenwärtiger Anblick in Myanmar.

Um 7:30 Uhr holen mich Ton und der Fahrer vor meinem Hotelbungalow ab, laden mein Gepäck ein und fahren mich zum Auschecken zur Rezeption, was sich in der riesigen Anlage durchaus lohnt. Nach Erledigung der Formalitäten fahren wir nach Pakokku. Nach wenigen Kilometern wird zuerst Station an einem weiträumigen Areal gemacht, auf dem viele ziegelrote Stupas und Tempelgebäude stehen. Die Innenräume der Gebäude sind mit Wandgemälden verziert, die sich in einem ausgezeichneten Zustand befinden, besser als alle, die ich bisher in Myanmar gesehen habe.

Ziegelrote Pagoden mit Wandgemälden Ziegelrote Pagoden mit Wandgemälden Ziegelrote Pagoden mit Wandgemälden

Ziegelrote Pagoden mit Wandgemälden.

Die nächste Station ist ein Dorf, in dem Räucherstäbchen hergestellt werden. Dies ist jedoch nicht die größte Attraktion hier, die bin nämlich ich. Nach dem Aussteigen aus dem Auto habe ich an jeder Hand drei Kinder, einige weitere hängen sich in meine Arme ein und so schreite ich, soweit das noch möglich ist, voran. Ich sehe ein wenig bei der Räucherstäbchen- und Bambuskorb-Produktion zu, uns wird ein Teeblättersalat mit Sesam und Erdnüssen offeriert und Ton kauft ein paar kleine Kuchen für die Kinder, auf dass sie von mir ablassen. Dann fahren wir weiter.

Neumond- und Vollmondtage haben in Myanmar eine spezielle Bedeutung, an ihnen haben viele Geschäfte geschlossen und in vielen Fabriken wird nicht gearbeitet. Heute ist Neumond, deshalb müssen wir in Pakokku ein wenig suchen, um passende Kandidaten für meine nächsten Stationen zu finden, haben aber Erfolg. Zunächst besichtige ich eine Thanaka-Manufaktur, in der die Baumstämme angeliefert, taxiert, gewogen und in verkaufsgerechte Stücke zersägt werden. Von hier aus gelangen die Stücke nach ganz Myanmar in den Handel, werden nach dem Kauf auf speziellen Steinen mit Wasser verrieben und die so entstehende Paste auf die Haut aufgetragen.

Pakokku ist das Zentrum des Thanaka-Handels. Ein weiteres Produkt des Landes kommt ebenfalls hauptsächlich von hier, wie ich an unserer nächsten Station erfahre: In Pakokku werden Tabakblätter gerollt, mit einem Filter aus Maisblättern versehen einzeln in Plastikfolie verpackt, und in 50er-Bündeln verkauft. Die milden, grünen, "Cheroot" genannten Zigaretten sind in Myanmar allgegenwärtig. Ich sehe ein wenig beim Verpacken zu. Die Akkordarbeit, die ausschließlich von Mädchen und jungen Frauen bewältigt wird, bringt nicht gerade einen üppigen Lohn ein und ist alles andere als gesund. Die Plastikfolie wird an den Enden verschweißt, indem sie an ein kleines, mit heißen Kohlen gefülltes Gefäß gehalten wird.

Räucherstäbchen-Herstellung Staunende Kinder In der Thanaka-Manufaktur
In der Thanaka-Manufaktur Cheroot-Herstellung Cheroot-Herstellung

Oben links: Räucherstäbchenherstellung. Oben mitte: Staunende Dorfkinder. Oben rechts und unten links: In der Thanaka-Manufaktur. Unten mitte und rechts: Cheroot-Herstellung.

Nach dem Besuch in der Cheroot-Manufaktur werde ich zur Fährstation am Ayeyarwaddy-Fluß gebracht. Dort wartet schon Nay auf mich, der mich in den nächsten Tagen betreuen wird. Ich nehme Abschied von Ton und dem Fahrer und besteige zusammen mit Nay ein für etwa fünfzehn Passagiere ausgelegtes Boot. Bald schon fahren wir den gewaltigen Fluss, die Lebensader Myanmars, stromabwärts. Es ist nicht besonders viel los, die Gegend ist dünn besiedelt. Nur selten führt die zweistündige Fahrt an Dörfern vorbei.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Bagan. Mein Hotel, das Ayeyar River View Resort, liegt unmittelbar neben der Anlegestelle. Der Check-in geht ziemlich schnell vonstatten. Ich muss dabei mein in Yangon erhaltenes Ticket für die morgige Ballonfahrt abgeben und mein Körpergewicht mitteilen. Meine Reservierung muss bei der Firma, die die Ballonfahrten organisiert, bestätigt werden, das Büro öffnet aber erst wieder am Abend. Man werde sich mit mir in Verbindung setzen, typische Abfahrtszeit am Hotel sei kurz nach fünf Uhr morgens. Ich harre der Dinge, die da kommen mögen.

Nach einer Stunde Pause im sehr schönen, komfortablen Resort mache ich einen kurzen Ausflug zu Fuß. Das Resort liegt nur etwa einen Kilometer vom Ananda-Tempel entfernt. Ich stelle fest, dass ich mich auf dem Weg zum Abendessen werde orientieren können. Ich finde einige Restaurants im Umkreis, darunter eines, in dem ich vor neun Jahren mit meinen Freunden Adelheid und Klaus gegessen habe. Damit kann also heute Abend nichts schiefgehen. Schon während des kurzen Ausflugs kann ich deutlich sehen, dass Rucksack- und Pauschaltourismus gleichermaßen in Bagan angekommen sind. Zwischen den unzähligen großen Bussen mit den Reisegruppen schlängeln sich barfüßige Fahrradfahrer mit Dreadlockfrisuren und einige Restaurants werben damit, dass sie der "Lonely Planet"-Geheimtipp sind, was hoffentlich nicht dazu führt, dass man in ihnen im Voraus reservieren muss.

Am Abend gehe ich in eines der Restaurants, die ich am Nachmittag gesehen habe. Ich esse Schweinefleisch mit Strohpilzen und Bambussprossen, gemischtes Gemüse in Austernsauce und Reis. Dazu gibt es eine Flasche Myanmar-Bier. Ich kann nach dem Essen gerade eben meine Rechnung bezahlen (9000 Kyat), bevor die "Traditional Puppet Show" losgeht. Willkommen in Disneyland.