Khaung Daing, 18.11.2012

Nach einer sternenklaren Nacht ist es heute Morgen am Inle-See wieder stark bewölkt. Als wir um 8:30 Uhr mit dem Boot abfahren, sieht es nach Regen aus, nach etwa einer halben Stunde beginnt es aufzuklaren. Wir fahren zunächst zu einem großen Markt, der am Seeufer abgehalten wird. Größtenteils werden hier Souvenirs angeboten, es gibt aber darüber hinaus einen Bereich, in dem Fische, Fleisch und Gemüse verkauft werden. Die Touristen machen allerdings den Hauptanteil der Marktbesucher aus, also ist es an den Souvenirständen wesentlich voller als bei den Lebensmitteln.

Markt am Seeufer Markt am Seeufer Markt am Seeufer
Markt am Seeufer Markt am Seeufer Markt am Seeufer

Markt am Seeufer. Oben mitte: Die Frau rechts im Hintergrund ist vom Stamm der Pa-O, wie man an ihrem charakteristischen orangefarbenen Kopftuch erkennen kann.

Eine knappe halbe Stunde halten wir uns auf dem Markt auf, dann fahren wir weiter nach Indein. Dort gibt es zwei Gruppen von kleinen, jahrhundertealten, zumeist unrenovierten Pagoden zu sehen. In der Mitte des Komplexes wurden einige der Bauwerke lieblos mit Beton und Goldbronzefarbe restauriert, je weiter man sich von diesem Bereich entfernt, desto urtümlicher und verwunschener wirken die Pagoden, zumal einige von Bäumen und Schlingpflanzen überwuchert werden. Bei meinem Besuch vor elf Jahren war ich hier nicht, konnte allerdings den Pagodenwald von Kakku besuchen, der diesem ähnlich ist. Die Szenerie in Indein ist jedoch dramatischer, da unmittelbar hinter den Pagoden ein großer, urwüchsiger Bambuswald beginnt. Wir wandern ein Stück durch den Wald, an einem kleinen Fluss entlang, und kehren dann zum Zentralbereich der Pagoden zurück. Von dort aus gehen wir eine außerordentlich lange Treppe hinunter, an deren beiden Seiten sich auf der ganzen Länge die Souvenirstände eng aneinanderreihen. Endlich unten angelangt, erreichen wir einen Fluss, in dem gebadet und Wäsche gewaschen wird. Nach weiteren hundert Metern erreichen wir ein Restaurant und machen dort Mittagspause, obwohl es erst 11:00 Uhr ist. Wir sind zu schnell, weil ich an keinem der Souvenirstände etwas gekauft habe. Der frühe Zeitpunkt hat allerdings einen Vorteil: Die unzähligen Reisegruppen werden erst wesentlich später hier einfallen.

Klassisches Kinderspiel Der Pagodenwald von Indein Der Pagodenwald von Indein
Der Pagodenwald von Indein Der Pagodenwald von Indein Falsch geschriebener Spendername

In Indein. Oben links: Klassisches Kinderspiel. Oben mitte und rechts, unten links: Die Natur erobert die Pagoden zurück. Unten mitte: Restaurierte Pagoden. Unten rechts: Der arme Dr. Schlenker. Da stiftet er für die Restaurierung, und dann schreiben sie nicht einmal seinen Namen richtig!

Das Restaurant ist auf Pizza und Pasta spezialisiert (schließlich befinden wir uns inzwischen in "Lonely Planet Country"), aber es gibt darüber hinaus einheimische Speisen. Wie schon gestern, nehme ich einen Fisch aus dem See, diesmal aber wurde er von den Gräten befreit und mit dem Fischfleisch, das zusammen mit Ingwer, Zitronengras und verschiedenen Gewürzen angemacht wurde, gefüllt und gedünstet. Das schmeckt sehr gut und kostet, zusammen mit Reis und einem Myanmar-Bier, nur 7500 Kyat. Nebenher gibt es sozusagen Unterhaltungsprogramm, denn direkt vor dem Restaurant planschen Kinder ausgelassen im Fluss.

Nach dem Essen unternehmen wir einen langen Spaziergang am Fluss entlang. Dabei gelangen wir auch in einen dichten Wald. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir unser Ziel, eine Schule am Rande des kleinen Dorfes Sae Ma. Da heute Sonntag ist, sind keine Schüler anwesend, nur der Lehrer und seine Familie. Ich besichtige die leere Schule und bekomme ausführlich erklärt, dass es an allen Ecken und Enden an Material fehlt. Somit wird selbst dem Stumpfsinnigsten klar, dass von mir eine Spende erwartet wird. Obwohl ich heimtückische Angriffe ganz und gar nicht schätze, spende ich etwas in die Schulkasse, denn in die Bildung künftiger Generationen zu investieren, halte ich für wesentlich besser, als mir auf dem Souvenirmarkt für den gleichen Betrag irgendeinen Staubfänger zu kaufen. Mein Name, das heutige Datum und der Betrag werden in ein Buch eingetragen. Anschließend wandern wir den Weg zurück, auf dem wir hergekommen sind. Obwohl an vielen Stellen blauer Himmel zu sehen ist, fängt es an, leicht zu regnen. Zum Glück hört es wieder auf, als wir am Boot ankommen.

Abschied vom Inle-See Abschied vom Inle-See Abschied vom Inle-See

Abschied vom Inle-See.

Wir fahren ein Stück über den See und machen dann eine Tee- bzw. Kaffeepause in dem Restaurant, in dem wir gestern zu Mittag gegessen haben. Damit ist das Programm endgültig beendet. Ich werde zum Hotel zurückgefahren. Dort gestaltet sich das Anlegen reichlich schwierig, da mehrere chinesische Reisegruppen, insgesamt wohl an die hundert Personen, auf die Boote verteilt und über den See verfrachtet werden. Farbige Fähnchen und Megafone dürfen bei diesem logistischen Großeinsatz selbstverständlich nicht fehlen.

Schließlich schaffen wir es trotz der Menschenmassen an Land. Ich verabschiede mich von Khun und mache anschließend einen Spaziergang ins nahe gelegene Dorf, um herauszufinden, ob es in der Nähe Alternativen zum Hotelrestaurant gibt. Nach etwa einer Viertelstunde Fußweg sehe ich zumindest ein Restaurant, das einigermaßen vernünftig aussieht. Ein Blick in die außen ausgelegte Speisekarte verrät jedoch, dass Angebot und Preisniveau keinen wesentlichen Unterschied zum Hotel aufweisen. Dafür lohnen sich zweimal 15 Minuten Weg mit der Taschenlampe über holprige, unbeleuchtete Straßen und Holzbrücken dann doch nicht, wie ich finde. Ich gehe zurück ins Hotel, und beschließe, dort etwas früher essen zu gehen als gestern, damit mir vielleicht meine "Lieblingsmusik" erspart bleibt. Dies gelingt mir zum Glück tatsächlich. Als ich meine 6500 Kyat für gebratenen Reis mit einer Suppe sowie ein Myanmar-Bier bezahle, fängt die musikalische Unterhaltung gerade erst an. Mein nächstes Abendessen plane ich am Golf von Bengalen einzunehmen. Ich bin schon sehr gespannt.