Hpa An, 9.11.2012

Am Morgen ist es in Mawlamyine stark bewölkt. Ich befürchte, dass es bald wieder anfängt zu regnen, meine Angst ist aber zum Glück unbegründet. Das Gewitter zieht an uns vorbei, sodass wir während der Fahrt einmal einen Regenbogen sehen, aber keinen Tropfen abbekommen. Als wir unsere erste Station erreichen, scheint bereits die Sonne. Es handelt sich um das U Nar Auk-Kloster aus dem 19. Jahrhundert, das vom Besitzer der größten einheimischen Binnenschiffslinie gestiftet wurde. Das Kloster befindet sich in einem recht guten Zustand, obwohl in manchen Gebäuden Teile des mit Wandmalereien geschmückten Putzes abgefallen sind. Mit ihren Holzkassettendecken, den bereits erwähnten Wandgemälden und den zahlreichen Holzschnitzereien, die Geschichten aus dem buddhistischen Kanon und Sagen über die Nats (die alten animistischen Naturgeister) darstellen, gehört dieses Kloster zu den interessantesten, die ich hierzulande gesehen habe.

Der U Nar Auk-Tempel Der U Nar Auk-Tempel Der U Nar Auk-Tempel
Der U Nar Auk-Tempel Der U Nar Auk-Tempel Der U Nar Auk-Tempel
Der U Nar Auk-Tempel Der U Nar Auk-Tempel Der U Nar Auk-Tempel

Der U Nar Auk-Tempel.

Nach einiger Zeit des Verweilens fahren wir weiter, überqueren zwei Nebenflüsse des Thanlwin-Flusses, den Atran und den Gyaing, und gelangen so in den Kayin-Staat. Die Straße führt durch unzählige Reisfelder. In weiterer Entfernung sind immer wieder große Kalksteinhügel zu sehen. Es lohnt sich, durch diese schöne Landschaft zu fahren. Nach einiger Zeit erreichen wir unser zweites Ziel, einen Felsentempel, der ein ganz klein wenig an den Goldenen Felsen erinnert, obwohl nur die Pagode auf der Spitze sowie kleine Stupas innerhalb der Anlage etwas Goldbronzefarbe abbekommen haben. Das bizarre Gebilde liegt in einer pittoresken Umgebung, was den Besuch attraktiv macht. Der Tempel selbst würde den Besuch kaum lohnen.

Schöne Landschaft Schöne Landschaft Felsentempel

Links und mitte: Schöne Landschaft. Rechts: Der Felsentempel.

Unsere nächste Station ist ein Berg, auf dessen Spitze sich ein kleiner Tempel befindet, der ein beliebter Wallfahrtsort ist. Wir steigen allerdings nicht in der Mittagshitze die mehreren hundert Meter nach oben, sondern sehen uns nur den kleinen Park am Beginn des Aufstieges an, der allerdings nichts Besonderes bietet. Da es inzwischen zu heiß für Besichtigungen geworden ist, fahren wir weiter zu meinem nächsten Domizil, dem Hotel Zwekabin, einer weiträumigen Anlage mit Bungalows etwa fünf Kilometer südlich von Hpa An. Um 14:30 Uhr soll das Programm weitergehen.

Um zu unserem ersten Nachmittagsziel zu gelangen, müssen wir einige Zeit fahren. Die Strecke ist zudem schlecht ausgeschildert, sodass wir uns mehrfach verfahren und immer wieder Einheimische nach dem Weg fragen müssen, die einen Dialekt sprechen, den Kyaw und der Fahrer kaum verstehen. Viele Schulkinder begegnen uns. Den teilweise fassungslosen Blicken, die sie mir zuwerfen, entnehme ich, dass hier nur äußerst selten ausländische Touristen vorbeikommen.

Die Saddar Cave Die Saddar Cave Die Saddar Cave
Die Saddar Cave Die Saddar Cave Die Saddar Cave

Die Saddar Cave. Oben mitte: Kyaw (vorne) und unser Fahrer. Oben rechts: Betender Mönch vor liegendem Buddha.

Nach einer recht langen Irrfahrt an Reisfeldern und Kalksteinfelsen entlang erreichen wir endlich unser Ziel: Die Saddar Cave. Wir leihen uns in einem der kleinen Teehäuser, die sich in der Nähe des Höhleneingangs befinden, zunächst eine Taschenlampe aus und betreten kurz darauf die Höhle. Man muss selbstverständlich wieder die Schuhe ausziehen, was hier äußerst unangenehm ist, denn es gibt viele spitze Steinchen und der Boden ist ziemlich dreckig. In der gigantischen Eingangshalle der Höhle sieht man zwei nicht besonders schöne liegende Buddhafiguren und einige kleine Stupas. Das klingt nicht gerade aufregend, aber die große Tropfsteinhöhle selbst ist sehr sehenswert. Hinter den buddhistischen Monumenten geht der Weg weiter in die Tiefen des Höhlensystems. Kyaw beschließt, unsere Sandalen zu holen und ab hier beschuht weiterzugehen. Der Fahrer geht barfuß weiter, was ihm aber keine Vorteile verschafft. Ich ärgere mich, dass ich nicht vorher wusste, was auf mich zukommt, ich habe ein Paar Wanderschuhe, die ich hier sehr gut gebrauchen könnte, im Hotel liegen. Der Boden ist teilweise äußerst glitschig, teilweise ist der Kalkstein von einer dünnen Schicht Erde bedeckt, die durch das herabtropfende Wasser matschig wird, teilweise haben sich Fledermäuse verewigt, was die Sache nicht besser macht. Nur mit großem Glück schaffen wir es, nach langer Strecke auf und ab, zum Ausgang der Höhle zu kommen, ohne auszurutschen. Dort liegt ein fast verwunschen wirkender, idyllischer See. Wir mieten ein kleines, schwankendes Boot, mit dem wir auf die andere Seite übersetzen und dann durch ein kleines Höhlensystem unter einem Kalksteinfelsen hindurchfahren. Der Ort hier ist wirklich atemberaubend! Wir lassen uns wieder zur Bootsanlegestelle fahren, schaffen es irgendwie auszusteigen, ohne zu kentern, und müssen uns dann wieder auf den Weg durch die Höhle machen. Da die Schuh- bzw. Fußsohlen vom Hinweg mit Matsch zugesetzt sind, wird der Rückweg noch schlimmer. Obwohl wir uns teilweise zu dritt an den Händen halten und stützen, können wir an zwei bis drei Stellen nur mit Glück ein kollektives Schlammbad inklusive blauer Flecken vermeiden. Es ist hier wirklich außerordentlich schön, aber ich bin heilfroh, als ich wieder wohlbehalten im Auto sitze. Gute Wanderschuhe und eine Taschenlampe sind hier sehr wichtige Utensilien.

Die Shweyinhmyaw-Pagode Die Shweyinhmyaw-Pagode Die Shweyinhmyaw-Pagode

Die Shweyinhmyaw-Pagode.

Als wir nach der Höhlenbesichtigung wieder die Hauptstraße erreichen, geht schon die Sonne unter. Wir fahren nun nach Hpa An und besichtigen, schon in der Dunkelheit, die Shweyinhmyaw-Pagode, die direkt am Thanlwin-Fluss liegt. Die Anlage erinnert, von der Zentralstupa einmal abgesehen, mit ihren Glasmosaiken etwas an den Mandalay Hill. Weil es schon so dunkel ist, beschließen wir, morgen früh wiederzukommen. Jetzt fahren wir erst einmal zum Abendessen in ein kleines, chinesisches Restaurant. Ich esse gebratenen Reis mit Hühnerfleisch und Ei und trinke eine Flasche Myanmar-Bier. Meine beiden Begleiter essen mit mir. Die Rechnung beläuft sich für mich auf 3600 Kyat. Nach dem Abendessen werde ich zurück in mein Hotel gebracht. Morgen haben wir einen langen Weg vor uns und starten deswegen schon um 7:00 Uhr.