Ngapali, 19.11.2012

Heute ist ein historischer Tag in Myanmar: Barack Obama kommt zu Besuch nach Yangon, wird unter anderem eine Rede in der Universität halten, und Aung San Suu Kyi sitzt im Publikum. Das staatliche Fernsehen überträgt das alles live. Auf mich und meine Reise wirkt sich der Staatsbesuch ebenfalls aus. Er ist der Grund dafür, dass der Flugplan der Air Mandalay gründlich durcheinandergewirbelt wurde und ich fast fünf Stunden später von hier wegkomme als geplant.

Dorfidylle in Khaung Daing Dorfidylle in Khaung Daing
Dorfidylle in Khaung Daing Dorfidylle in Khaung Daing

Dorfidylle in Khaung Daing.

An einem stark bewölkten Morgen und einem Vormittag mit Auflockerungen muss ich Zeit totschlagen, bis ich um 11:20 Uhr abgeholt werde. Dabei sehe ich den Wetterbericht im Fernsehen. Über dem Golf von Bengalen bildet sich ein riesiger tropischer Zyklon. Ich kann mir also für meinen Strandaufenthalt kaum Hoffnung auf schönes Wetter machen. Khun und ein Fahrer erscheinen pünktlich. Da die Fahrt zum Flughafen Heho kaum eine Stunde dauert, haben wir Zeit, eine Manufaktur für Schirme aus Holz und selbstgefertigtem Papier zu besuchen. Papierlaternen werden hier ebenfalls hergestellt. Ich habe eine solche Besichtigung zwar schon einmal mitgemacht, aber sie ist spannender, als am Flughafen herumzusitzen. Als wir dort ankommen, stellt sich zu allem Überfluss heraus, dass der Flug 45 Minuten Verspätung hat. Zeit, um in einem der nahe gelegenen Restaurants ein Mittagessen einzunehmen: Bratnudeln mit Gemüse und Schweinefleisch sowie ein Myanmar-Bier für 6500 Kyat. Nach dem Mittagessen verabschiede ich mich im Flughafengebäude von Khun, und die Wartezeit in der chaotischen Wartehalle beginnt. Alle Flüge werden über ein Gate, eine ganz normale Tür, abgefertigt und man kann froh sein, wenn wenigstens eine Tafel mit der Flugnummer hochgehalten wird. Während ich auf meinen Flug warte, beginnt es draußen zu regnen. Um 14:40 Uhr beginnt endlich das Boarding meines Fluges. Es herrscht freie Platzwahl.

In der Schirmmanufaktur In der Schirmmanufaktur In der Schirmmanufaktur
In der Schirmmanufaktur In der Schirmmanufaktur In der Schirmmanufaktur

In der Schirmmanufaktur. Oben links: Herstellung des Papiers. Oben mitte: Es wird aus dem Holz dieser Baumart gewonnen. Oben rechts und unten links: Das Papier wird auf einen Schöpfrahmen aufgetragen, mit farbigen Blättern verziert, in der Sonne getrocknet und dann vom Rahmen abgezogen. Unten mitte und rechts: Der Aufspannmechanismus wird in Handarbeit aus Holz geschnitzt.

Je weiter wir während des etwa 80 Minuten dauernden Fluges kommen, desto mehr klart es auf und ich habe einen sehr schönen Blick auf eine bewaldete Berglandschaft. Der Flughafen von Thandwe ist genauso verschlafen und rückständig wie vor neun Jahren. Nach der Ankunft und der Passkontrolle muss man das Gebäude verlassen. Am Ausgang kommen irgendwann Arbeiter mit einem Handkarren, auf dem die Koffer gestapelt sind, nach draußen zur Landstraße und man kann sich sein Gepäckstück herunternehmen. Das hat ein Flair wie aus den Pioniertagen der Luftfahrt. Draußen stehen bereits eine Mitarbeiterin meines Resorts und ein Fahrer mit einem Kleinbus bereit, um mich zu meinem Domizil zu fahren. Als wir die wenigen Kilometer zum Strand zurücklegen, habe ich das Gefühl, dass hier in den letzten neun Jahren viele neue Gästehäuser, Resorts und Restaurants entstanden sind, was mich, ehrlich gesagt, nicht wundert.

Nach der Ankunft im Amata Resort sind der Check-in und das Beziehen des sehr schönen und geräumigen Zimmers schnell erledigt. Danach kundschafte ich als erstes den Weg zum Strand aus, was mich nicht lange beschäftigt. Leider hat sich der Himmel inzwischen stark mit grauen Wolken überzogen und ich hoffe, dass ich an diesem Abend vom Regen verschont bleibe.

Nach einer kurzen Pause im Zimmer ist es Zeit für das Abendessen. Ganz in der Nähe meines Resorts befinden sich mehrere Restaurants. Da ich mich an meinem Lieblingsmeer befinde, dem Golf von Bengalen, möchte ich selbstverständlich gerne Fisch essen. Dieser wird überall angeboten, also fällt die Auswahl schwer. Ich gehe in ein Lokal mit dem schönen Namen "Ambrosia" und frage, was es an fangfrischen Fischen zur Auswahl gibt. Aus mehreren Optionen wähle ich einen kleinen, ganzen Red Snapper, den ich mir grillen lasse. Ich bekomme dazu etwas Reis und trinke zwei Myanmar-Bier. Der Fisch ist genau richtig zubereitet und schmeckt köstlich. Als die Rechnung kommt, muss ich sie dreimal lesen, um sie zu verstehen, und falle dann trotzdem beinahe vor Schreck vom Stuhl. Sie ist absolut unverschämt, allerdings zu meinem Gunsten. Ich muss 5600 Kyat bezahlen, also keine 5,50 Euro! 3600 Kyat kostet alleine schon das Bier. Dabei hatte ich gerade das zweitbeste Essen nach dem traditionellen Myanmar-Menü im "House of Memories" in Yangon.

Gut gesättigt und richtig zufrieden lege ich den kurzen Weg ins Resort zurück, gehe hinunter zum Strand und lausche lange den Wellen, die gegen den Strand branden. Am Himmel ist der Mond hinter einem leichten Dunstschleier zu sehen. Welche Laune mir das Wetter wohl morgen zeigen wird?