Yangon, 23.11.2012

Bei unverändert wunderschönem Wetter muss ich heute Zeit totschlagen, denn es ist mein Abreisetag. Ich muss sogar länger warten als geplant, denn selbst ohne Barack Obama verspätet sich die Maschine der Air Mandalay nach Yangon immer weiter. Aus 12:55 Uhr wird 13:30 Uhr, daraus 14:05 Uhr, schließlich 15:05 Uhr. Das ist zwar ein wenig ärgerlich, aber es gibt wahrhaftig Schlimmeres als am Meer zu sitzen, einen Cocktail zu trinken und den Fischerbooten zuzusehen.

Kurz nach 13:30 Uhr bringt mich der Shuttle-Bus des Resorts, zusammen mit einigen anderen Abreisenden, zum Flughafen Thandwe. Es gibt zwar Pläne eines Investors, hier einen Thandwe International Airport entstehen zu lassen, damit man aus anderen asiatischen Ländern direkt nach Ngapali Beach fliegen kann, das liegt aber bislang in weiter Ferne. Bis dahin ist der Ausdruck "Flughafen" ein Euphemismus. Es gibt eine kleine Wartehalle und man sieht während der Wartezeit der Handarbeit der Gepäckarbeiter zu. Man geht zu Fuß zum Flugzeug und obwohl es ein Gate gibt, steht dessen Tür die ganze Zeit über offen. Wer Lust hat, nach draußen zu gehen und einen Spaziergang über das Vorfeld zu machen, wird, außer vielleicht in einem Korridor von 15 Minuten vor Landungen und nach Starts, nicht daran gehindert. Kurz und gut, man fühlt sich in die Pioniertage der Luftfahrt versetzt und würde eher einen kühnen Postflieger mit Lederhaube erwarten, der aus seiner offenen Doppeldeckermaschine steigt, als einen abgebrühten Linienflugkapitän, der einen A380 fliegen kann.

Um 15:20 Uhr schwebt laut brummend die ATR 72 der Air Mandalay über das Meer ein und etwa 20 Minuten später fliegen wir wieder los. Die Passagiere aus Sittwe sind sitzen geblieben, wir neuen Passagiere aus Thandwe haben auf allen anderen Sitzen freie Platzwahl.

Am Flugplatz von Thandwe Am Flugplatz von Thandwe
Am Flugplatz von Thandwe Am Flugplatz von Thandwe

Am Flugplatz von Thandwe. Oben links: Blick aufs Meer. Oben rechts: Blick auf Start-/Landebahn 02/20 und Vorfeld, Unten links: Unit Load Device vor dem Departure Gate. Unten rechts: Der Flugplatzhund passt auf unser Gepäck auf.

Der Flug dauert gut 55 Minuten, dann kommen wir bei 34 Grad Celsius und sonnigem Wetter auf dem Yangon International Airport an. Am Inlandsterminal geht es genauso rustikal zu wie auf den meisten anderen Flughäfen in Myanmar. Es gibt kein Gepäckband, sondern die offenen Gepäckwagen werden zur Eingangshalle gefahren und die Gepäckstücke einfach auf eine Rampe gestellt. Ich muss lange warten, denn die Air Bagan-Maschine aus Thandwe, die nach uns losgeflogen ist, hat es irgendwie geschafft, früher anzukommen und drängelt sich so bei der Gepäckausgabe vor. Schließlich wird mein Koffer allerdings ausgeladen, ich muss am Ausgang, wie hierzulande üblich, meine Gepäckidentifikationsmarke vorzeigen und mein Gepäck röntgen lassen. Dort werde ich bereits erwartet. Ein junger Mann von der Reiseagentur ist gekommen, um mich ins Hotel zu bringen. Es ist wieder das Hotel Yangon, wie die anderen beiden Male während dieser Reise. Der Fahrer ist ebenfalls ein alter Bekannter, wir erkennen uns sofort. Nach etwa 20 Minuten erreichen wir das Hotel, ich checke ein und verabschiede mich dann bis morgen um 17:00 Uhr von Transferbegleiter und Fahrer.

Kurz nach 18:00 Uhr gehe ich ins Golden Duck Restaurant zum Abendessen. Offensichtlich hatte halb Yangon die gleiche Idee. Das Lokal ist überfüllt, ich muss einige Zeit warten, bis ich einen Platz bekomme. Als ich endlich an die Reihe komme, bestelle ich Pak Choi-Gemüse mit Erbsen und Austernsauce sowie gedünstete Garnelen in Knoblauchsauce. Das Essen ist ausgezeichnet, gäbe es aber, wie in der Kernkraftbranche für radioaktive Strahlung, ein Dosimeter für Knoblauch, dann wäre ich jetzt vermutlich für ein Jahr gesperrt. Ich trinke zwei Myanmar-Bier zum Essen und werde 13500 Kyat los, ein guter Preis für das köstliche Mahl. Nun steht mir ein weiterer Tag ohne Programm zur Verfügung, dann geht es nach Hause.